Kalligraphie lernen

Kalligraphie – Ästhetik auf Papier gebracht

Kalligraphie lernen

Seit einigen Jahren dürfen wir mit Junko Baba, eine Künstlerin mit Herz und Sinn für Ästhetik, Workshops in unseren Retreat Centers anbieten. Wir haben die zierliche Dame aus Japan zum Interview gebeten.

Indigourlaub: Junko, Deine Kalligraphien sind Kunstwerke. Wie stimmst Du Dich ein, wenn Du zum Pinsel greifst?

Junko: Seit April 2020 poste ich auf Instagram und Facebook jeden Tag eine Kalligraphie, die ich im Rahmen meiner täglichen Meditation erstelle.

Manchmal kalligraphiere ich spontan aus einer momentanen Inspiration und manchmal braucht es viel Zeit, in der eine Idee in mir wächst, die ich dann in einem idealen Moment als Kalligraphie umsetze.

Zur direkten Vorbereitung, wo ich entscheide welches Papier ich verwende, welchen Pinsel, welchen Stil ich einsetze, beginne ich damit, die Tusche zu reiben. Diese einfache, sich wiederholende, handwerkliche Tätigkeit erleichtert es mir, die Alltagssorgen loszulassen und mich in die richtige Stimmung zu versetzen.

Indigourlaub: Kann jeder Kalligraphie lernen oder braucht man gewisse Fähigkeiten und Voraussetzungen?

Junko: Die Ausübung von Shodo ist eine meditative Tätigkeit und ein sehr guter Weg, um sich von einem stressigen Alltag zu lösen, seine Energien zu sammeln und in Kreativität zu verwandeln.

Jeder und Jede kann die Kunst der japanischen Kalligraphie erlernen. Es braucht dazu keine Vorkenntnisse der japanischen Sprache oder eine künstlerische Vorbildung.

In Japan selbst ist die Kalligraphie Teil des Schulunterrichts, und die Ausübung steht in einer jahrhundertealten Tradition. Niemand ist davon ausgeschlossen, im Gegenteil, jeder und jede ist herzlichst eingeladen teilzunehmen, mitzumachen.

Das Ziel der Ausübung der japanischen Kalligraphie ist nicht das Erreichen einer objektiven Bewertung, sondern die kontinuierliche „Selbstverbesserung“.

Indigourlaub: Deine Heimat ist Japan, Du lebst aber seit vielen Jahren in Wien. Vereinen sich in Dir zwei Kulturkreise oder „switcht“ Du zwischen den Welten?

Junko: Beides. Jedes Land, jede Kultur hat eigenen Sitten, die zu respektieren sind. Es gibt hier Bereiche wo ein ergänzendes Zusammenwachsen sinnvoll, möglich und fruchtbar ist, aber es gibt auch Bereiche wo ein echtes Umschalten („Switch“) notwendig ist.

Indigourlaub: Du hast uns mit Kalligraphie-Workshops schon des öfteren in unserem Mountain Retreat Center die Ehre gegeben. Was macht für Dich den Zauber des Retreat Centers aus?

Junko: Natur und Ruhe. Die äußere Ruhe führt auch zu innerer Ruhe, und die Zeit beginnt anders zu fließen.

Indigourlaub: Menschen aus Japan gelten bei uns als sehr diszipliniert. Wie nimmst Du das gesellschaftliche Leben in Österreich wahr?

Junko: In der japanischen Gesellschaft ist der Druck sehr groß sich anzupassen und nicht aus der Reihe zu fallen. Das individuelle Glück hat immer hinter das Glück der Gemeinschaft zurückzutreten.

Die europäischen Gesellschaften sind hier viel offener, und gerade in Österreich, und hier wieder speziell in Wien, erlebe ich eine charmante Mischung aus „deutscher Disziplin“ und dem „Spontanität“ der südlicheren Länder.

Wir danken für das Gespräch und freuen uns schon auf die nächsten Workshops bei uns im Retreat Center!

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